Studienübersichten

Mobilfunk-relevante Arbeiten sind solche mit Mobilfunk-Exposition, d.h.

Bitte beachten Sie, dass eine Publikation mehreren Endpunkten zugeordnet sein kann, d.h. die Summe der Publikationen aus den einzelnen thematischen Punkten und Unterpunkten kann größer als die Gesamtsumme der tatsächlichen Publikationen sein.

Experimentelle Studien zu Mobilfunk

1743 Studien insgesamt
  1. 770 Studien
  2. 584 Studien
  3. 519 Studien
  4. 228 Studien
  5. 208 Studien
  6. 118 Studien

Gesundheit

770 Studien insgesamt
  1. 157 Studien
  2. 95 Studien
  3. 86 Studien
  4. 84 Studien
  5. 80 Studien
  6. 62 Studien
  7. 59 Studien
  8. 55 Studien
  9. 54 Studien
  10. 48 Studien
  11. 34 Studien
  12. 28 Studien
  13. 26 Studien
  14. 19 Studien
  15. 16 Studien
  16. 11 Studien
  17. 9 Studien
  18. 4 Studien

Elektrosensibilität/Wohlbefinden/subjektive Beschwerden 54 Studien insgesamt

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In der wissenschaftlichen Literatur und in den Medien werden verschiedene Begriffe genutzt, um zwei Phänomene zu beschreiben:

Beide Phänomene sind als voneinander unabhängig zu betrachten. Elektrosensitivität alleine führt nicht unbedingt zur Ausbildung von Elektrosensibilität. Die Annahme der Unabhängigkeit beider Phänomene wird durch die Tatsache gestützt, dass gesunde Personen eine erhöhte Elektrosensitivität aufweisen können, ohne Symptome zu entwickeln. Ebenso ist es möglich, dass einige elektrosensible Personen elektromagnetische Felder besser als der Durchschnitt der Bevölkerung wahrnehmen können.

Die WHO verwendet seit 2005 ebenfalls den Begriff "Elektromagnetische Hypersensitivität" (EHS, Elektrosensibilität), da der Begriff "allgemein gebräuchlich" (WHO: Electromagnetic hypersensitivity, WHO: Electromagnetic fields and public health), nachdem sie 2004 (Workshop zu EHS in Prag) den Begriff idiopathische Umweltintoleranz (IEI-EMF, idiopathic environmental intolerance - electromagnetic field attributed symptoms) eingeführt hatte. IEI-EMF sollte Begriffe wie EHS, Elektrosensibilität und Hypersensitivität auf Elektrizität ersetzen, da diese eine kausale Wirkungsbeziehung zwischen Symptomen und elektromagnetischen Feldern implizieren. Idiopathische Umweltintoleranz (IEI) dagegen ist ein allgemeiner Begriff für die Überempfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren und steht für eine Reihe von Störungen mit ähnlichen unspezifischen, medizinisch ungeklärten Symptomen (WHO: Electromagnetic hypersensitivity). Eine dieser Störungen ist z.B. die Multiple-Chemikalien-Sensitivität (MCS), die in einigen Fällen gemeinsam mit Elektrosensibilität auftreten kann und ein teilweise ähnliches Erscheinungsbild aufweist.

Generell sind die Symptome eher nicht-spezifischer Natur, und es konnte bisher keine einheitliche Gruppe an Symptomen identifiziert werden (WHO 2004, Workshop zu EHS in Prag). Bei manchen Betroffenen treten Symptome nur im Zusammenhang mit bestimmten Expositions-Quellen auf, wohingegen andere sensibel auf verschiedene Expositions-Quellen reagieren (Health Protection Agency, HPA, UK).

Die Symptome Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung, Übelkeit oder Herzklopfen treten häufig bei verschiedenen Feldquellen (Mobiltelefone, Basisstationen, Hochspannungsleitungen, Radar, Haushaltsgeräte) auf. Gelegentlich werden auch Muskel-Schmerzen und Probleme im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (z.B. Tinnitus, Hör-Probleme) genannt.

Bei der Arbeit an Bildschirmgeräten und in der Nähe von Leuchtstoffröhren treten dagegen überwiegend Haut-Symptome (Rötungen, Prickeln, Brennen) und Augenreizungen (Brennen) auf.

In vielen Fällen liegt die Stärke der Symptom-auslösenden elektromagnetischen Felder unterhalb der Werte, bei denen in wissenschaftlichen Studien physiologische Veränderungen beobachtet wurden.

Die ersten Aufzeichnungen zu subjektiven Beschwerden im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern stammen aus den 1960er Jahren aus Russland. Dabei handelt es sich größtenteils um regelmäßig durchgeführte betriebsärztliche Untersuchungen. Bei den Expositionen handelte es sich vor allem um in der Industrie vorkommenden Feldquellen (z.B. Radar-Stationen, Hochspannungsleitungen) mit mehrjähriger Expositionsdauer (berufliche Exposition; Hecht et al. 2001). Als subjektive Beschwerden wurden Kopfschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Schwindel und emotionale Instabilität angeführt.

Außerhalb Russlands wurde das Phänomen der Elektrosensibilität zuerst in Norwegen beobachtet. 1979 ging in der norwegischen Stadt Bergen bei der lokalen Arbeits-Aufsichtsbehörde eine Beschwerde ein, in der über Juckreiz und entzündungsbedingte Haut-Rötungen im Zusammenhang mit Bildschirm-Arbeit (Typ: Kathodenstrahlröhre) berichtet wurde. Die Symptome wurden als "occupational dermatitis" (berufliche Dermatitis) klassifiziert (Linden & Rolfson 1981). Nach Verbreitung der Information über die Medien tauchten weitere Berichte von Betroffenen aus Bergen und anderen Teilen Norwegens auf.

In den folgenden Jahren wurden vereinzelt weitere Beiträge zu diesem Krankheits-Phänomen aus Großbritannien (Rycroft et al. 1984[1]) und den USA (Feldman et al. 1985) veröffentlicht. 1985 entschied eine schwedische Krankenversicherungsgesellschaft bei drei Dermatitis-Patienten, ihre Beschwerden aufgrund ihrer Bildschirm-Tätigkeit wegen eines nicht definitiv auszuschließenden Zusammenhangs als Berufskrankheit anzuerkennen. Dieser Präzedenzfall führte zu einer Epidemie-artigen Ausbreitung dieses Phänomens in Schweden (Frick et al. 2004).

Im weiteren Verlauf weitete sich die Beschränkung auf Bildschirmgeräte auf diverse elektromagnetische Feld-Quellen aus, die als Ursache für die Symptome genannt wurden. Die Betroffenen sahen sich als Opfer einer neuen Krankheit: Hypersensitivität auf Elektrizität. Im Laufe der Jahre kamen neben den Haut-Beschwerden eine Vielzahl unspezifischer neurovegetativer Symptome hinzu (siehe Symptome).

[1] Rycroft R, Calnan C (1984). Facial rashes among visual display operators. In Pearce B (ed), Health hazards of VDTs, Chichester, England: Wiley, pp. 13-15.

In Europa besteht beim Auftreten von Elektrosensibilität ein deutliches Nord-Süd- sowie Ost-West-Gefälle (d.h. höhere Fallzahlen in den erstgenannten Regionen [Schweden, Norwegen, Dänemark, Deutschland, Österreich]), wobei aus arbeitsmedizinischen Einrichtungen in Deutschland und Schweden die höchsten Fallzahlen verzeichnet werden. Schätzungen, die mit Hilfe von Umfragen in den USA und Schweden erhoben wurden, zeigen an, dass ca. 1,5% - 3,2% der Allgemeinbevölkerung betroffen sein könnten (Frick et al. 2004). Auffällig ist, dass die Prävalenz der Symptome in Westeuropa länderspezifisch stark variiert, obwohl die elektromagnetische Feld-Umgebung in diesen Ländern vergleichbar ist. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren, wie z.B. öffentliche Risiko-Wahrnehmung oder Medien-Interesse, ebenfalls einen Einfluss haben könnten (s.a. Elvers et al. 2009).

Weiterhin gibt es länderspezifische Unterschiede bezüglich der Symptom-auslösenden elektromagnetischen Feld-Quellen und den Symptomen selbst. In nordischen Ländern gelten oftmals Arbeitssituationen als Auslöser (berufliche Exposition), und es treten überwiegend Haut-Symptome auf. In Deutschland dagegen spielt vermehrt die häusliche Umgebung eine Rolle und es kommt mehr zu neurasthenischen Symptomen (z.B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung, Übelkeit, Herzklopfen). Bezüglich der Feldquellen werden in Europa und Großbritannien eher Hochfrequenz-Anlagen (Mobilfunk-Basisstationen, Fernseh-Sender, Radar-Stationen, Mobiltelefone) Gesundheits-Schäden zugeschrieben, während in skandinavischen Ländern eher niederfrequente Feld-Quellen (Bildschirmgeräte, Leuchtstoffröhren) als Auslöser genannt werden (Frick et al. 2004).

Elektrosensibilität hängt weder mit dem sozioökonomischen Status noch mit Bildung zusammen. Es scheinen jedoch ausschließlich Erwachsene betroffen zu sein. Frauen sind hierbei überrepräsentiert.

Elektrosensibilität kann bisher nicht durch einen konsistenten Wirkungsmechanismus von elektromagnetischen Feldern auf den Menschen erklärt werden.

In einer Studie mit elektrosensiblen Patienten mit somatischen Beschwerden (Andersson et al. 1996) konnte jedoch gezeigt werden, dass eine kognitive Verhaltenstherapie eine Linderung der erlebten Probleme herbeiführte, was für einen psychologischen Wirkungsmechanismus spricht.

Rubin et al. (2010) fanden zudem heraus, dass viele Elektrosensible in Provokationsstudien auch unter Schein-Exposition Symptome entwickeln. Die Autoren nehmen an, dass ein Nocebo-Effekt vorliegt, bei dem die bewusste Erwartung von Symptomen infolge einer angenommenen Exposition mit Feldquellen zur Bildung von Symptomen führt.

Johansson (2006) dagegen kommt zu dem Schluss, dass es sich bei Elektrosensibilität um eine funktionelle Störung handeln könnte, die u.a. durch eine erhöhte Mastzellen-Dichte in der Haut von einigen Elektrosensiblen vermittelt wird.

In der Psychosomatisierungs-Hypothese wird angenommen, dass es verschiedene Formen von Umweltintoleranz gibt (z.B. multiple Chemikalien-Sensitivität, Elektrosensibilität), die auf falsch regulierten physiologischen Prozessen und einer dekompensierten neuroendokrinen Stress-Antwort beruhen (Barsky & Borus 1999[1]). Studien mit Gesunden und Elektrosensiblen fanden zum Beispiel Unterschiede in den Ruhewerten von Herzfrequenz und elektrodermaler Aktivität zwischen beiden Gruppen (Lyskov et al. 2001). Eine bestehende Störung der Regulation des autonomen Nervensystems (WHO 2004, Workshop zu EHS in Prag) könnte bei Elektrosensiblen dazu führen, dass sie besonders sensibel auf physikalischen und psychosozialen Stress reagieren.

In der Konditionierungs-Hypothese werden Symptome zum Beispiel mit Stress-Erleben verknüpft. Berg et al. (1992) untersuchten Büroangestellte, die am Arbeitsplatz großen Stress erlebten und Haut-Symptome aufwiesen. Es wurden erhöhte Werte von Stress-Hormonen, ein verstärkter Stoffwechsel und erhöhter Blutfluss in der Haut festgestellt. Der Arbeitsplatz selbst löste zunächst keine Reaktionen aus. Der Stress verursachte die physiologischen Reaktionen. Geschieht dies mehrere Male in enger zeitlicher Folge, kann es dazu kommen, dass am Ende der Arbeitsplatz mit den physiologischen Reaktionen verknüpft wird, so dass die Symptome auch auftreten, wenn gar kein Stress vorherrscht.

Das psychologische Drei-Phasen-Modell basiert auf Beobachtungen in einer Hautklinik in Kristianstad (Schweden) und wurde von Harlacher & Schahn (1998) aufgestellt.
In Phase 1 treten Primär-Symptome auf. Nachdem mehrfach keine "offizielle" Diagnose gestellt wurde, fangen die Betroffenen an, selbst nach einer Erklärung für ihre Beschwerden zu suchen.
In Phase 2 erhärtet sich der Verdacht, elektrosensibel zu sein. Die Betroffenen testen diesen Verdacht durch Selbst-Exposition, wobei eine starke Selbstaufmerksamkeit auf die eigenen Körpersignale gerichtet wird. Andere externe Reize werden ausgeblendet, die eigenen Körpersignale werden noch intensiver erlebt. Ebenso können physiologische Reaktionen (wie z.B. Haut-Symptome) durch kognitiven Stress beeinflusst werden. So führen in einer Spirale immer stärker erlebten Stresses und Übungseffekte aus diversen Selbst-Expositionen zu der verhärteten Überzeugung, elektrosensibel zu sein.
In Phase 3 bildet sich ein kognitives Elektrosensibilitäts-Schema. Dies ist eine Art Filtersystem der Informationsaufnahme, das sich immer wieder selbst bestätigt. Wenn Beschwerden auftreten, wird eine Feldquelle als Erklärung dafür gesucht und gefunden. Bei ausbleibenden Beschwerden wird nicht nach Feldquellen gesucht. Ebenso werden erwartungskonforme Informationen eher aufgenommen und unvollständige Informationen werden erwartungskonform ergänzt. Es treten auch Erinnerungsfehler auf. Im Rahmen von Konditionierungs-Prozessen treten Symptome unmittelbar nach Exposition auf. Je nachdem, wie stark automatisiert diese Mechanismen ablaufen, kann ein kognitives Schema leicht bis gar nicht korrigiert werden.

[1] Barsky A, Borus J (1999). Functional somatic syndromes. Ann. Intern. Med. 130 (11), 910-921.

Die Weltgesundheitsorganisation gibt die internationale Diagnose-Klassifikation ICD-10 heraus, die weltweit von Medizinern zur Diagnostik verwendet wird und allgemein anerkannt ist. Laut WHO gibt es für Elektrosensibilität bisher keine eindeutigen Diagnose-Kriterien. Es ist weder ein medizinisches Krankheitsbild, noch steht fest, dass es sich um ein eigenständiges medizinisches Problem handelt (WHO 2005). Weiterhin gibt es keinen bekannten biologischen Marker noch einen diagnostischen Test für Elektrosensibilität. Die WHO empfiehlt daher, eine Diagnose aufgrund der primären Symptome (z.B. Kopfschmerzen) im ICD-10 oder DSM-IV (Diagnostisches und statistisches Manual 4. Edition, für psychiatrische Krankheiten[1]) vorzunehmen (WHO 2004, Workshop zu EHS in Prag). Denkbar ist auch eine Kodierung unter dem Diagnoseschlüssel Z58ff im ICD-10. Diese Kategorie dokumentiert Kontaktanlässe, d.h. warum ein Patient einen Arzt aufgesucht hat (z.B. Z58.4 Exposition gegenüber Strahlung).

In Deutschland wird die deutsche Version der ICD-10 seit 2000 zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung (§§ 295 und 301 SGB V) eingesetzt. Interessenvertreter von Elektrosensiblen (z.B. Workshop Anerkennungsverfahren) setzen sich dafür ein, Elektrosensibilität als organische Erkrankung ins ICD-10 aufzunehmen. Momentan werden Elektrosensible in Deutschland unter anderen Diagnosen behandelt (z.B. Multiple-Chemikalien-Sensitivität, Haut-Erkrankungen, somatische Erkrankungen) oder zahlen die Behandlung privat.

In Schweden hat Elektrosensibilität einen Sonderstatus und wird als funktionelle Beeinträchtigung bzw. Behinderung (aber nicht als Krankheit) anerkannt. Die nationale schwedische Behörde für Gesundheit und Sozialwesen (Swedish National Board of Health and Welfare, SNBHW) definiert, dass diese Behinderung eine psychologische Ursache hat und nicht auf einem physikalischen oder physiologischen Mechanismus basiert (Hallberg et al. 2006). Laut Johansson (2006) werden Behinderungen in Schweden nicht Personen-zentriert betrachtet, sondern als Mängel in der Umwelt. Das bedeutet, dass selbst wenn für eine Behinderung keine wissenschaftlich basierte Erklärung vorliegt oder diese sogar im Kontrast zur wissenschaftlichen Meinung steht, den Betroffenen jede mögliche Unterstützung geboten werden muss, um die Behinderung zu verringern (d.h. elektrosanierte Arbeitsplätze und Wohnungen).

[1] APA - American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders - DSM-IV-TR (4th edition, Text Revision). American Psychiatric Association, Washington, DC 2000.

Experimentelle Provokationsstudien bieten eine gute Möglichkeit, den Einfluss elektromagnetischer Felder auf die Entwicklung von Symptomen (z.B. im Rahmen einer Elektrosensibilität) zu untersuchen. Hierbei werden freiwillige Teilnehmer (z.B. Gesunde, Elektrosensible oder beide Gruppen) unter kontrollierten Bedingungen einer oder mehreren Expositionen mit elektromagnetischen Feldern ausgesetzt (= Provokation). Die Ergebnisse können sowohl innerhalb einer Gruppe als auch zwischen verschiedenen Gruppen mit Hilfe von statistischen Auswertungsverfahren miteinander verglichen werden. Bei der Durchführung von Provokationsstudien im Rahmen von Elektrosensibilität können verschiedene Probleme auftreten:

  • Die Rekrutierung der Elektrosensiblen gestaltet sich am schwierigsten. Meist kommen, je nachdem welche Ausschlusskriterien die Wissenschaftler festgelegt haben (z.B. neurologische Auffälligkeiten, psychische Erkrankungen, Medikamenteneinnahme), nur sehr wenige Personen tatsächlich für eine Teilnahme in Frage. Da kleine Stichprobenzahlen wiederum zu einer niedrigen Aussagekraft bei der statistischen Auswertung führen, können eventuelle Wirkungen elektromagnetischer Felder auf das Wohlbefinden und subjektive Beschwerden nur schwer entdeckt werden.
  • Die Ausschlusskriterien und die damit verbundenen Ergebnisse unterscheiden sich stark zwischen verschiedenen Studien, so dass die Ergebnisse schwierig verglichen werden können.
  • Viele Provokationsstudien verwenden nur kurzzeitige Exposition, um die Elektrosensibilität zu untersuchen, wohingegen chronische Exposition nur wenig erforscht ist.
  • Bei der Untersuchung von Elektrosensitivität kann es passieren, dass bei der Einteilung der Personen in "elektrosensitiv" vs. "nicht-elektrosensitiv" Fehlklassifikationen aufgrund unzureichender Messdaten auftreten (d.h. elektrosensitive Personen werden als normal klassifiziert und normale Personen als elektrosensitiv). Für eine korrekte Einteilung sind vor der Durchführung des eigentlichen Experiments mehrere Testdurchläufe mit Messungen zu verschiedenen Zeitpunkten nötig, was nur in manchen Studien der Fall ist.
  • Die Übertragbarkeit von Provokationsstudien auf reale Bedingungen ist begrenzt, da unklar ist, ob die meist aufwendig konstruierten Expositions-Bedingungen wichtige Umweltfaktoren, die für eine gesteigerte Wahrnehmung eine Rolle spielen, ausschließen.
  • Elektrosensible Personen berichten oft, dass sowohl die Dauer der Exposition als auch spezifische Feldcharakteristika sehr unterschiedlich auf ihr Befinden wirken. Da auch das Beschwerdebild zwischen Betroffenen sehr stark variiert, bleibt letztlich die Schlüssigkeit zwischen der "Feld-Exposition als Ursache" und dem "Auslösen von unspezifischen Symptomen als Wirkung" subjektiv. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Teilnehmer die notwendige Exposition nur selten für einen längeren Zeitraum akzeptieren. Oft werden die Experimente auch von Teilnehmern abgebrochen.
  • Ein anderer Kritikpunkt von Provokationsstudien ist, dass mit ihnen versucht wird, eine organische Erklärung für Symptome von Elektrosensiblen nachzuweisen (Harlacher et al. 1998). Würde ein psychologischer Ursachenmechanismus vorausgesetzt, könnte dieser wesentlich einfacher getestet werden: Elektrosensible Personen würden zunächst gebeten, verschiedene Symptom-auslösende elektrische und elektronische Geräte in eine Schweregrad-Reihe zu bringen. Dann würden die Betroffenen blind mit verschiedenen Objekten aus dieser Reihe exponiert - somit könnte bestimmt werden, ob die reine Erwartung (psychologischer Mechanismus) oder die faktische Exposition (organische Ursache) die Stärke der Symptome beeinflusst.
  • Elektrosensible kritisieren, dass nur einfach auszulösende Symptome untersucht werden, d.h. solche, die schnell entstehen und wieder abklingen. Symptome, die mit Verzögerung auftreten oder anhaltend sind, werden ihrer Meinung nach in den Experimenten nicht berücksichtigt.

Von den 27 vorliegenden Studien aus dem Bereich Mobilfunk (siehe Tabelle, Stand: September 2010) waren 24 experimentelle Provokationsstudien. In den restlichen drei Studien wurden einmal Felder systematisch abgeschirmt (Augner et al. 2009), und bei zwei Beobachtungsstudien wurden die Felder in der häuslichen Umgebung gemessen (Hutter et al. 2006) bzw. Blut-Parameter von elektrosensiblen Patienten gemessen, ohne nähere Angaben zur Befeldung (Dahmen et al. 2009) zu machen. Zusätzlich wurde in 17 von den 24 Provokationsstudien die Wahrnehmung elektromagnetischer Felder (= Elektrosensitivität) untersucht.

Die untersuchten Gruppen waren in den 27 Studien sehr verschieden: In 13 Studien wurden Personen mit Elektrosensibilität bzw. subjektiven Beschwerden sowie einer Kontrollgruppe untersucht. Fünf Studien untersuchten ausschließlich Personen mit Elektrosensibilität bzw. subjektiven Beschwerden (ohne Kontrolle). Vier Studien untersuchten ausschließlich gesunde Probanden. In vier weiteren Arbeiten wurden keine genauen Angaben über den Gesundheitsstatus der Probanden gemacht (Cinel et al. 2008; Heinrich et al. 2007; Hutter et al. 2006; Blackmore et al. 2002). In einer Studie wurden elektrosensible Personen weder aktiv rekrutiert noch ausgeschlossen (Augner et al. 2009).

Bezüglich der Expositions-Quellen wurde in der Mehrzahl der Studien (n=18) ein Mobiltelefon oder eine Simulation mit einer Antenne verwendet (meist Teilkörperexposition am Kopf bzw. am Ohr). Weitere acht Studien untersuchten die Befeldung von einer Mobilfunk-Basisstation (Ganzkörperexposition). Eine Studie (Blackmore et al. 2002) untersuchte die Wirksamkeit eines bioelektrischen Schutzamuletts gegenüber der Befeldung durch ein Mobiltelefon. In sieben der 27 Studien wurde der Experimentalraum, in dem die Probanden getestet wurden, gegen Störfelder von außen abgeschirmt.

Bezüglich der untersuchten Endpunkte wurden in einigen Studien neben Elektrosensibilität auch noch weitere Endpunkte wie Schlaf (z.B. Hutter et al. 2006), EEG (z.B. Kleinlogel et al. 2008), kognitive Leistung (z.B. Eltiti et al. 2009; Regel et al. 2006), Wirkungen auf das Immunsystem (z.B. Dahmen et al. 2009; Hillert et al. 2008) oder Blutdruck (z.B. Stovner et al. 2008; Hietanen et al. 2002; Braune et al. 1998) untersucht.

Von den 27 Studien erfassten 21 Studien die subjektiven Symptome, das Wohlbefinden oder die Stimmung mittels Fragebögen oder visuellen Analog-Skalen. Zwei Studien untersuchten speziell Kopfschmerz (Stovner et al. 2008; Oftedal et al. 2007). Zwei Studien untersuchten die Wahrnehmung elektromagnetischer Felder (Elektrosensitivität), ohne Symptome abzufragen (Kaul 2009; Radon & Maschke 1998). Eine Studie untersuchte, wie die selbstberichtete Wahrnehmungsfähigkeit von elektromagnetischen Feldern und Symptomen durch eine individuelle Rückmeldung über die tatsächliche Trefferquoten beeinflusst wurde (Nieto-Hernandez et al. 2008). Eine Studie untersuchte verschiedene Blut-Parameter bei elektrosensiblen Personen im Vergleich zu Gesunden (Dahmen et al. 2009).

Als zusätzliche objektive Kriterien zu den abgefragten subjektiven Wirkungen wurden in zehn Studien physiologische Messungen der Funktion des autonomen Nervensystems (z.B. Herzfrequenz, elektrodermale Aktivität, Atmung) durchgeführt. Diese können Aufschluss über unterschiedliche Stress-Reaktionen von Elektrosensiblen und Gesunden geben.

Bezüglich der Ergebnisse konnten in 20 der insgesamt 27 Studien keine Wirkungen elektromagnetischer Felder auf die untersuchten Endpunkte nachgewiesen werden. Ebenso konnte die Fähigkeit, elektromagnetische Felder korrekt wahrzunehmen, nicht nachgewiesen werden. Die restlichen sieben Studien lieferten sehr heterogene Ergebnisse. Eine Studie fand z.B. erhöhte Schwindel-Empfindungen nach Exposition (Cinel et al. 2008). Eine andere Studie beobachtete erhöhte Aktivierungen der sympathischen Anteile des autonomen Nervensystems bei Elektrosensiblen im Vergleich zu Gesunden (Wilen et al. 2006). Eine weitere Studie fand eine signifikant höhere elektrodermale Aktivität bei Elektrosensiblen (Eltiti et al. 2009). In der sogenannten TNO-Studie der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaften (TNO) (Zwamborn et al. 2003) wurden signifikante negative Wirkungen einer UMTS-Befeldung auf das Wohlbefinden und die kognitiven Funktionen beobachtet. Diese konnten jedoch in einer späteren Folgestudie nicht bestätigt werden (Regel et al. 2006). Dahmen et al. 2009 verglichen Immunparameter von Gesunden und elektrosensiblen Patienten: Bei einem Teil der Patienten wurden Anzeichen von Schilddrüsen- und Leber-Fehlfunktionen sowie von chronisch entzündlichen Prozessen gefunden, was eine mögliche Ursache der Symptome sein könnte.

Interessant sind die Ergebnisse von Augner et al. (2009), laut derer das Wohlbefinden (hier: Gelassenheit) der Testpersonen mit steigender Exposition stärker wurde. Hillert et al. (2008) berichten über vermehrtes Auftreten von Kopfschmerzen nach Exposition, wobei diese aber überraschenderweise stärker in der Kontrollgruppe als in der elektrosensiblen Gruppe auftraten.

Folgende Autoren haben in umfangreichen Reviews die möglichen Wirkungen elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich des Mobilfunks in Hinblick auf Elektrosensibilität bewertet:

Neben den experimentellen Provokationsstudien haben auch zahlreiche epidemiologische Studien die Endpunkte "Elektrosensibilität, Wohlbefinden und subjektive Beschwerden" untersucht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte 2005 das Factsheet 296 (jetzt Backgrounder) zum Thema Elektrosensibilität. In dem aktuelleren Factsheet 193 von 2010 (jetzt Backgrounder), das sich allgemein mit dem Thema "Elektromagnetische Felder und Gesundheit: Mobiltelefone" befasst, geht die WHO gegenwärtig davon aus, dass, bis auf thermische Wirkungen, keine nachteiligen gesundheitlichen Wirkungen durch Hochfrequenz-Befeldung durch Mobiltelefone entstehen. Weiterhin scheint nach derzeitigem Forschungsstand keine kausale Beziehung zwischen der Exposition mit elektromagnetischen Feldern und selbstberichteten Symptomen bzw. Elektrosensibilität zu bestehen.

In Deutschland hat die Strahlenschutzkommission SSK, das Beratungsorgan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU 2008 eine Stellungnahme über die Studien des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms DMF herausgegeben, die auch das Thema Elektrosensibilität berücksichtigt: Die SSK kommt zu dem Schluss, dass die Studien die Annahme einer kausalen Beziehung zwischen elektromagnetischen Feldern und Gesundheitsbeschwerden nicht bestätigen. Trotz unterschiedlicher Zielgruppendefinition und Rekrutierung kann in der Zusammenschau der Literatur der Schluss gezogen werden, dass Elektrosensibilität mit großer Wahrscheinlichkeit nicht existiert. Im Abschlussbericht des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (Ergebnisse des DMF - Bewertung der gesundheitlichen Risiken des Mobilfunks) steht genauer: "Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen EMF und den Beschwerden elektrosensibler Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Auch für die von den Betroffenen behauptete, im Vergleich mit der Allgemeinheit erhöhte Belastung mit Allergien und Chemikalien bzw. eine geringere Entgiftungskapazität der Leber ergaben sich keine Belege. Hinsichtlich sonstiger medizinischer Parameter wurden bei den elektrosensiblen Personen teilweise Abweichungen von der Allgemeinbevölkerung bzw. von den entsprechenden Kontrollpersonen gefunden. Es zeigte sich, dass die Elektrosensiblen eine heterogene Gruppe darstellen, die nicht mit einem einfachen Modell zu beschreiben ist. Als mögliche Erklärung für das Entstehen bzw. Aufrechterhalten der Elektrosensibilität bietet sich aber nach den Ergebnissen im DMF eine fehlerhafte Verarbeitung von Umwelteinflüssen bzw. eine schlechtere Anpassungsfähigkeit des Nervensystems an Umweltreize an."

Das Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU zog in einer umfangreichen Bewertung zur hochfrequenten Befeldung und deren gesundheitlichen Wirkungen (BAFU 2006) im Teilbereich "Wirkungen auf das Befinden: Elektrosensitivität (= Feldwahrnehmung)" folgendes Fazit: "Aufgrund dieser [...] Ergebnisse kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Personen hochfrequente Strahlung [...] wahrnehmen können. Dies ist aber die Ausnahme und trifft für die meisten sich selbst als elektrosensibel bezeichnenden Personen nicht zu. [...] In diesem Bereich besteht erheblicher Forschungsbedarf."

Zum Teilbereich "Unspezifische Symptome, elektromagnetische Hypersensibilität" wurde als Bewertung veröffentlicht: "Die bisherigen experimentellen Studien konnten nicht belegen, dass kurzfristige Belastungen mit hochfrequenter Strahlung [...] zu mehr Beschwerden führen als eine Scheinbelastung, auch nicht bei sich selbst als elektromagnetisch sensibel einstufenden Personen. [...] Über länger andauernde Belastungen kann [...] nichts ausgesagt werden." Aufgrund von epidemiologischen Untersuchungen "wird weiterhin als wahrscheinlich beurteilt, dass die Häufigkeit von unspezifischen Symptomen mit erhöhtem Mobiltelefon-Gebrauch assoziiert ist. Ob diese Zunahme durch die hochfrequente Strahlung oder durch andere Begleitfaktoren des Mobiltelefonierens verursacht wird, kann nicht beurteilt werden."