Seit mehr als 35 Jahren wird in zahlreichen epidemiologischen Studien ein möglicher Zusammenhang zwischen extrem niederfrequenten Magnetfeldern und dem Auftreten von Krebs untersucht. Bei Erwachsenen ergaben sich keine Hinweise, dass bei lang andauernder beruflicher oder häuslicher Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern ein erhöhtes Risiko existiert, an Krebs (z.B. Leukämie, Brustkrebs oder Hirntumor) zu erkranken (Strahlenschutzkommission 2008). Bei Kindern dagegen zeigten die Ergebnisse epidemiologischer Studien ein erhöhtes Risiko für Kinderleukämie bei magnetischen Flussdichten über 0,3-0,4 µT auf. Aufgrund dieser Studien stufte das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) niederfrequente Magnetfelder in die Klasse 2B "möglicherweise krebserregend" ein (2002 und 2007). Allerdings ist die Aussagekraft von epidemiologischen Studien durch methodische Probleme, wie beispielsweise Selektionsbias eingeschränkt (vgl. auch Hintergrundinformationen zu Studientypen). Zudem wurde bisher kein zugrundeliegender Wirkungsmechanismus aufgedeckt, der die Entstehung von Leukämie bei schwachen Magnetfeldern erklären könnte. Die Ergebnisse der epidemiologischen Studien konnten durch tierexperimentelle Studien ebenfalls nicht bestätigt werden (WHO 2007).
Leukämie im Kindesalter ist eine vergleichsweise seltene Krankheit (weltweit etwa 49.000 neuerkrankte Fälle pro Jahr, in Deutschland ca. 600 Fälle pro Jahr) deren Ursachen weitgehend unklar sind. Eine häusliche Exposition bei magnetischen Flussdichten von mehr als 0,3 µT ist ebenfalls sehr selten (nur ca. 1-4 % der Kinder betroffen) und setzt sich zu einem Drittel aus Quellen außerhalb der Wohnungen (z.B. Hochspannungsfreileitungen) und zu zwei Dritteln aus häuslichen Quellen wie z.B. Haushaltsgeräten zusammen. Die WHO hat 2007 die Durchführung von neuen gepoolten Analysen unter Einbeziehung der neueren epidemiologischen Studien zu Kinderleukämie und Magnetfeldern, die Entwicklung von transgenen Tiermodellen zur Untersuchung der Kinderleukämie mit extrem niederfrequenten Magnetfeldern sowie die mögliche kokarzinogene Wirkung von Magnetfeldern mit hoher Priorität eingestuft (WHO 2007).
Weitere Informationen und eine Übersicht über alle Studien zu Magnetfeld-Exposition und Leukämie im Kindesalter finden Sie auch hier.
Die Strahlenschutzkommission (SSK) kommt in ihrer Empfehlung von 2008 zu dem Schluss, dass auch nach Bewertung der neueren wissenschaftlichen Literatur keine wissenschaftlichen Erkenntnisse in Hinblick auf mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit durch niederfrequente elektrische und magnetische Felder vorliegen, die ausreichend belastungsfähig wären, um eine Veränderung der bestehenden Grenzwertregelung der 26. BImSchV zu rechtfertigen. Aus der Analyse der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur ergeben sich auch keine ausreichenden Belege, um zusätzliche verringerte Vorsorgewerte zu empfehlen, von denen ein quantifizierbarer gesundheitlicher Nutzen zu erwarten wäre. Die Strahlenschutzkommission stellt jedoch ebenfalls einen Forschungsbedarf in experimentellen und dosimetrischen Bereichen fest (Strahlenschutzkommission 2008).
Forschung findet z.B. im Rahmen des europäischen Gemeinschaftprojekt ARIMMORA (Advanced Research on Interaction Mechanisms of electroMagnetic exposures with Organisms for Risk Assessment) statt, das im 7. Forschungsrahmenprogramm von der Europäischen Kommission gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, den möglichen Wirkungsmechanismus von niederfrequenten Magnetfeldern auf die Entstehung von Krebs, insbesondere von Kinderleukämie mit Hilfe von neuartigen experimentellen und computergestützten Methoden sowie weiterentwickelten zell- und tierexperimentellen Untersuchungen unter genau definierten Expositions-Bedingungen zu untersuchen. An dem Projekt (Beginn: Oktober 2011) sind Forschergruppen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien und Israel beteiligt (ARIMMORA).
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