Die Risikobewertung beinhaltet die Identifizierung, Quantifizierung und Bewertung von Risiken mit dem Ziel, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Gefährdung und der damit verbundenen Schäden vorherzusagen. Sie beginnt mit der Zusammenstellung der verfügbaren Forschungsergebnisse und Expositionsdaten. Diese Daten bilden die Grundlage zur Abschätzung des Gefährdungspotenzials einer Substanz oder einer physikalischen Einwirkung, der Dosis-Wirkungs-Abschätzung und der Exposition bestimmter Bevölkerungsgruppen. Während dieses Prozesses werden auch die Wissenslücken und Themen identifiziert, die in Zukunft erforscht werden sollen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) startete 1996 das „International EMF Project“ zur Abschätzung der möglichen gesundheitlichen Wirkungen von elektromagnetischen Feldern im Frequenzbereich von 0 bis 300 GHz. Ziele dieses Projekts sind die Bewertung der wissenschaftlichen Literatur, die Identifizierung von Wissenslücken sowie die Anregung von Forschungsprojekten, die Unterstützung bei der Entwicklung von international akzeptierten Normen zur Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern, die Bereitstellung von Informationen zum Risikomanagement für Behörden und Institutionen sowie die Beratung der nationalen Behörden zur möglichen Gefährdung durch die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern.
Die Internationale Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) führt die Risikobewertung der elektromagnetischen Felder auf internationale Ebene durch. Die ICNIRP ist eine von der WHO formell anerkannte Nichtregierungsorganisation mit unabhängigen Experten. Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse erarbeitet sie Empfehlungen für die empfohlenen Expositions-Grenzwerte (Grenzwerte), die regelmäßig aktualisiert werden. Diese ICNIRP-Richtlinien sind Grundlage für viele internationale Richtlinien (z.B. EU-Empfehlung 1999/519/EC) und nationale Gesetze (z.B. 26. BImSchV).
Die Bewertung speziell des Krebs-Risikos von Substanzen und physikalischen Noxen nimmt das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) der WHO vor. Zu elektromagnetischen Feldern sind folgende Bewertungen erschienen:
In beiden Bewertungen stufte die IARC das Krebsrisiko in die Stufe 2B („möglicherweise krebserregend“) ein. Entscheidende Grundlage für die Einstufung waren Ergebnisse epidemiologischer Studien zu Hirntumoren im Hochfrequenz-Bereich und zu Kinderleukämie im Niederfrequenz-Bereich.
In Deutschland wird die Risikobewertung zu elektromagnetischen Feldern von der Strahlenschutzkommission (SSK), einem unabhängigen Beratungsgremium des Bundesumweltministeriums, durchgeführt. Sie erarbeitete in der Vergangenheit verschiedene Stellungnahmen wie z.B.
Zum Thema Mobilfunk legte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das “Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm" auf, in dem Forschungsprojekte im Bereich der Biologie, Epidemiologie, Dosimetrie und Risikokommunikation zwischen 2002 und 2008 durchgeführt wurden. In einem neueren Forschungsvorhaben des BfS wurde darüber hinaus ein Leitfaden für Entscheidungsträger und Ansprechpartner für die Bevölkerung entwickelt. Damit soll die Kompetenz zur Bewertung von Studienergebnissen oder Medienberichten und die Kommunikation mit interessierten Laien verbessert werden.
Das Bundesamt für Strahlenschutz fördert weiterhin Forschungsprojekte, in denen die Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit untersucht werden.
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