Studienübersichten

Mobilfunk-relevante Arbeiten sind solche mit Mobilfunk-Exposition, d.h.

Bitte beachten Sie, dass eine Publikation mehreren Endpunkten zugeordnet sein kann, d.h. die Summe der Publikationen aus den einzelnen thematischen Punkten und Unterpunkten kann größer als die Gesamtsumme der tatsächlichen Publikationen sein.

Experimentelle Studien zu Mobilfunk

1735 Studien insgesamt
  1. 766 Studien
  2. 580 Studien
  3. 517 Studien
  4. 226 Studien
  5. 207 Studien
  6. 118 Studien

Gesundheit

766 Studien insgesamt
  1. 156 Studien
  2. 94 Studien
  3. 86 Studien
  4. 84 Studien
  5. 80 Studien
  6. 62 Studien
  7. 59 Studien
  8. 55 Studien
  9. 54 Studien
  10. 47 Studien
  11. 34 Studien
  12. 27 Studien
  13. 26 Studien
  14. 19 Studien
  15. 16 Studien
  16. 11 Studien
  17. 9 Studien
  18. 4 Studien

Krebs 47 Studien insgesamt

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Krebs ist eine der häufigsten Krankheits- und Todesursachen weltweit (WHO 2009, Fact Sheet 297). Die Ursachen für die Entstehung und Entwicklung von bösartigen Tumoren (Kanzerogenese) sind in einigen Fällen aufgeklärt (z.B. Asbest oder Rauchen bei Lungenkrebs), oft jedoch trotz intensiver Forschung noch nicht gefunden.

Die krebsauslösende Wirkung ionisierender Strahlen wie UV-, Röntgen- und Gammastrahlen, die im oberen Bereich des elektromagnetischen Spektrums angesiedelt sind, wurde in experimentellen und epidemiologischen Studien untersucht und belegt. Basierend auf der Evidenz dieser Ergebnisse wurden ionisierende Strahlen von der IARC (Internationales Krebsforschungszentrum) als karzinogen für den Menschen in der Gruppe 1 eingestuft.

Im unteren Bereich des elektromagnetischen Spektrums wurde ein erhöhtes Auftreten von Leukämie im Kindesalter bei 50/60 Hz Magnetfeldern in der Nähe von Hochspannungsfreileitungen von Wertheimer und Leeper 1979 beobachtet. Daraufhin wurden viele weitere Studien in verschiedenen Ländern zur Untersuchung dieses möglichen Zusammenhangs mit unterschiedlichen Methoden zur Expositions-Abschätzung durchgeführt. Insgesamt wurde aus den Ergebnissen der teilweise widersprüchlichen Studien geschlussfolgert, dass ab einer über einen längeren Zeitraum gemittelten Magnetfeld-Exposition von 0,4 Mikrotesla möglicherweise ein doppelt so hohes Risiko für Leukämie im Kindesalter besteht. Dies veranlasste das Internationale Krebsforschungszentrum IARC 2001, extrem niederfrequente Magnetfelder als "mögliches Karzinogen" für Menschen (Gruppe 2B, zu der u.a. auch Kaffee gehört) einzustufen, obwohl trotz intensiver Forschung bisher kein biologischer Wirkungsmechanismus entdeckt wurde. Im Gegensatz zu ionisierender Strahlung ist die von elektromagnetischen Feldern ausgehende Energie zu gering, um über den Mechanismus der Ionisation direkt chemische Bindungen zu verändern oder aufzubrechen, d.h. eine mögliche Beeinflussung biologischer Systeme durch elektromagnetische Felder muss auf anderen Wirkungsmechanismen beruhen.

Die noch nicht abgeklärten Wirkungsmechanismen niederfrequenter Magnetfelder sowie die exponentielle Zunahme von Mobiltelefonen in den vergangenen 15 Jahren führten zur Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs von Mobiltelefonen, d.h. von Wellen im mittleren Bereich des elektromagnetischen Spektrums (Hochfrequenz), und der Entstehung von Krebs.

Die Entstehung von Krebs ist ein komplexer Vorgang, der von vielen Faktoren abhängig ist und nur in kleinen Bereichen vollständig verstanden wird. Nach dem klassischen Dreistufen-Modell der Kanzerogenese mit den Phasen der Initiation, Promotion und Tumorprogression dauert die Entwicklung von der geschädigten Zelle bis zum Tumor Jahre bis Jahrzehnte. Neuere Modelle gehen häufig von komplexeren Mehrstufenprozessen aus, an denen, je nach Tumor, bis zu zehn verschiedene Mutationen beteiligt sind.

Aufgrund des sehr komplexen Vorgangs der Kanzerogenese kann die Frage, ob eine chemische Substanz oder auch elektromagnetische Felder Krebs auslösen, nur mit Hilfe verschiedener Studientypen beantwortet werden.

Zum einen müssen, wie auch in vielen anderen Fachgebieten, wie z.B. der Toxikologie, experimentelle medizinisch-biologische Studien herangezogen werden, um eine grundsätzliche Wirkung nachzuweisen. Dazu gehören sowohl in vitro-Untersuchungen mit Blut-Proben, Zellkulturen oder isolierter DNA als auch Tierversuche. Solche Untersuchungen ermöglichen aufgrund standardisierter Labor-Bedingungen und großer Stichproben-Umfänge (mit Tieren oder Zellen) statistisch abgesicherte Ergebnisse in Bezug auf einen möglichen Zusammenhang. Im Gegensatz zu epidemiologischen Studien können experimentelle Studien sehr viel schneller einen Aufschluss über ein potenzielles Risiko liefern. Liegt eine Wirkung vor, können sie im Idealfall sogar zur Aufklärung eines Wirkungsmechanismus führen.

Epidemiologische Studien dagegen untersuchen einen möglichen Zusammenhang zwischen der Mobiltelefon-Nutzung und dem Auftreten von Krebs in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Wegen der langen Dauer der Kanzerogenese vergehen bis zum Vorliegen von Ergebnissen oft mehrere Jahre bis Jahrzehnte (siehe epidemiologische Studien).

Im Rahmen von in vitro-Studien können u.a. Veränderungen im genetischen Material auf Zell-Ebene, wie z.B. Chromosomen-Mutationen, Schwesterchromatid-Austausch, Mikronuklei-Bildung, DNA-Stabilität oder DNA-Strangbrüche (siehe Genotoxizität) oder Wirkungen auf die Zellproliferation bzw. Apoptose untersucht werden. Mit Hilfe dieser Studien können jedoch nur die ersten Stufen der Kanzerogenese bzw. einzelne Schritte in einem isolierten Zell-Modell untersucht und nachvollzogen werden. Substanzen, welche dabei als genotoxisch positiv getestet wurden, müssen nicht zwingend krebserregend sein. Desweiteren können Ergebnisse aus in vitro-Studien nicht ohne weiteres auf komplexe Organismen übertragen werden.

Epidemiologische Studien sowie experimentelle Studien zum Thema "Genotoxizität", "Zellproliferation" oder "Apoptose" werden in dieser Zusammenfassung nicht berücksichtigt. Sie sollten aber für eine Gesamtbewertung des Themas "Krebs und Mobilfunk" sehr wohl mit einbezogen werden. Die vorliegende Zusammenfassung berücksichtigt Studien, die die Entstehung und das Wachstum von Krebs unter Exposition mit Mobilfunk-relevanten Frequenzen im Tierversuch, meist mit Ratten oder Mäusen, untersuchen. Eine Schwierigkeit bei der Untersuchung Mobilfunk-relevanter Frequenzen auf die Krebs-Entwicklung besteht darin, dass man oftmals die athermische Wirkung des elektromagnetischen Feldes von seinem thermischen Effekt abgekoppelt untersuchen möchte und aus diesem Grund relativ geringe Energie-Dosen verwendet werden müssen, die aber zugleich keine starke Wirkung zeigen können. Sollen Wirkungen nachgewiesen werden, die selten auftreten, sind aber erhebliche Stichproben-Umfänge nötig, um ein statistisch abgesichertes Ergebnis erzielen zu können. Um diese Problematik zu umgehen, werden häufig Tier-Stämme verwendet (z.B. Eµ-Pim- oder AKR/J-Mäuse), die aufgrund ihrer genetischen Konstitution bereits zu einer erhöhten Tumor-Bildung neigen, so dass eine zusätzliche Steigerung der Tumor-Rate einfacher untersucht werden kann.

Die Tier-Studien zur Abschätzung des Krebs-Risikos Mobilfunk-relevanter Frequenzen lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen:

Insgesamt besteht bei Tierversuchen, ebenso wie bei den in vitro-Untersuchungen, die Problematik in der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen.

Die Bewertung der tierexperimentellen Studien (sogenannte in vivo-Studien) zu den Wirkungen Mobilfunk-relevanter elektromagnetischer Felder auf die Krebs-Entstehung ist aufgrund der breiten Heterogenität der Studien (siehe Tabelle) schwierig: Die Studien unterscheiden sich in Bezug auf ihre untersuchten Frequenz-Bereiche (800 MHz bis 1.966 GHz), die verschiedenen Modulations-Typen (TDMA, CDMA, FDMA, etc.), die SAR-Werte (0,0077 bis 4.2 W/kg), die Expositions-Dauer (<10 Tage bis zu zwei Jahren) sowie in Bezug auf die untersuchten Krebs-Arten, die verwendeten Tier-Stämme und die Untersuchungsmethodik (Abtasten, histopathologische Analyse isolierter einzelner/aller Organe). Manche Studien exponieren die Tiere im Nahfeld, andere wiederum im Fernfeld. Oft wird auch nur eine Gruppe mit einer Expositions-Stärke verwendet, so dass es schwierig ist, eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu untersuchen. Bei der Dosimetrie werden häufig das Wachstum und die Gewichtszunahme der Versuchstiere im Laufe des Versuchs und die entsprechend unterschiedlichen SAR-Werte nicht berücksichtigt, so dass es bei einzelnen Studien vorkommen kann, dass die angegeben SAR-Werte nicht realistisch sind. Kleine Gruppengrößen und eine damit verbundene, wenig aussagekräftige Statistik sowie eine unzureichende Untersuchung mit Sentineltieren zur allgemeinen Tier-Gesundheit sind weitere Schwachstellen einzelner Studien.

Von den derzeit 33 im EMF-Portal vorliegenden Studien (Stand: November 2010) untersuchten zehn Studien die allgemeine Krebsentstehung in verschiedenen Organen, neun Studien konzentrierten sich auf Krebs im Gehirn, Rückenmark und Zentralnervensystem, fünf Studien untersuchten die Lymphom-Entstehung, vier Studien die Entstehung von Mammatumoren, drei Studien gab es zu Haut-Tumoren und zwei zu Leber-Krebs.

Bei 30 von den 33 Studien konnte keine Wirkung einer Mobilfunk-relevanten Exposition auf die Krebsentstehung, die Kokarzinogenität oder auf die Tumorpromotion nachgewiesen werden. Tillmann et al. (2010) fanden ein kokarzinogenes Potenzial einer lebenslangen UMTS-Exposition bei weiblichen Maus-Nachkommen, deren Mütter gleichzeitig elektromagnetisch befeldet und mit dem Kanzerogen Ethylnitrosoharnstoff ko-exponiert wurden. Anghileri et al. (2005) beobachteten, dass in exponierten Tieren, im Vergleich zu den Kontroll-Mäusen, die Karzinogenese früher und mit verschiedenen pathologischen Formen hervorgerufen wurde. Die Daten von Repacholi et al. (1997) zeigten, dass das Lymphom-Risiko in exponierten Mäusen signifikant höher war als in den Kontrollen. Die Studie stand jedoch aufgrund der großen Variation des SAR-Wertes, aufgrund der Untersuchung lediglich einer Expositions-Gruppe, der Nicht-Auswertung vorzeitig verstorbener Tiere und aufgrund des Nicht-Ersatzes vorzeitig verstorbener Tiere (wichtig für ein homogenes elektromagnetisches Feld in der Dosimetrie) in der Kritik. Zudem konnten zwei andere Studien mit einem ähnlichen Versuchsaufbau die Ergebnisse von Repacholi et al. nicht bestätigen: Utteridge et al. (2002) und Oberto et al. (2007) arbeiteten mit demselben Mäuse-Stamm (Eµ-Pim1) und konnten keinen Einfluss einer Langzeit-GSM-Exposition auf die Lymphom-Inzidenz zeigen.

Das im Rahmen des fünften EU-Rahmenforschungs-Programms (FP5) geförderte Projekt PERFORM-A (In vivo Research on Possible Health Effects of the Use of Mobile Telephones and Base Stations (Carcinogenicity Studies in Rats and Mice) sollte ebenfalls klären, ob hochfrequente elektromagnetische Felder in den Tierspezies Maus und Ratte karzinogene bzw. kokarzinogene Wirkungen haben. Dabei wurde besonders auf einheitliche Bedingungen geachtet, um Schwierigkeiten früherer Studien zu vermeiden: Es wurden drei Expositions-Gruppen eingeschlossen und es wurde unter standardisierten und akkreditierten Laborbedingungen (good laboratory praxis (GLP)) gearbeitet. Die Versuche waren als Blindstudien angelegt und die höchsten verwendeten Energie-Dosen lagen möglichst unterhalb der thermischen Wirkung. Weiterhin wurde eine einheitliche Tumor-Terminologie nach IARC/WHO-Standards verwendet. Das Projekt war in vier Teilprojekte mit unterschiedlichen Versuchsansätzen gegliedert. Drei dieser vier Teilprojekte konnten keinen Nachweis dafür liefern, dass die Mobilfunk-ähnliche Exposition eine nachteilige Wirkung oder einen Einfluss auf die Inzidenz, den Schweregrad oder die Latenz irgendwelcher neoplastischer oder nicht-neoplastischer Zustände hat. Die einzig beobachtete Wirkung war ein grenzwertiger signifikanter Effekt in dem Teilprojekt PERFORM-A3, in dem die DMBA-induzierte Mammatumor-Reaktion untersucht wurde.

Auf wissenschaftlicher Ebene haben verschiedene Autoren in umfangreichen Übersichtsarbeiten, den sogenannten Reviews, die Ergebnisse der Studien zu den möglichen Wirkungen elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich des Mobilfunks auf die Krebs-Entwicklung bewertet:

Auf institutioneller Ebene ist im internationalen Bereich die WHO dafür verantwortlich, Stellung zu den Wirkungen elektromagnetischer Felder zu beziehen. In einem Factsheet (Nr. 193) von 2010 zieht die WHO aus den Ergebnissen der Tier-Studien folgende Schlussfolgerung: "Die Ergebnisse aus Tier-Studien zeigen konsistent, dass kein erhöhtes Krebsrisiko für Langzeitexpositionen mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern besteht."

Auf nationaler deutscher Ebene ist die entsprechend verantwortliche Behörde das Bundesamt für Strahlenschutz BfS. 2008 hat das BfS folgende Stellungnahme über die Studien des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (DMF) herausgegeben, die auch das Thema Krebs berücksichtigt: "Insgesamt wurden in den genanten Studien keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen festgestellt, die auf eine Beeinflussung der Tumorentwicklung durch chronische Ganzkörperexposition mit GSM-900 oder UMTS (SAR 0.4 W/kg) hindeuten würden." Im abschließenden Fazit steht im Bericht: "Zusammenfassend ergeben sich aus den experimentellen Studien des DMF [...] keine Hinweise auf gesundheitsrelevante Einflüsse hochfrequenter elektromagnetischer Felder unterhalb der Grenzwerte auf Krebserkrankungen des blutbildenden Systems [...]."