Studientyp: Medizinische/biologische Studie (experimentelle Studie)

Anthropogenic Radio-Frequency Electromagnetic Fields Elicit Neuropathic Pain in an Amputation Model (RETRACTED) zurückgezogen

[Durch den Menschen erzeugte hochfrequente elektromagnetische Felder lösen neuropathische Schmerzen in einem Amputationsmodell aus (ZURÜCKGEZOGEN)]

Veröffentlicht in: PLoS One 2016; 11 (1): e0144268

Ziel der Studie (lt. Autor)

Es sollten die Wirkungen einer Exposition von Ratten bei einem 915 MHz elektromagnetischen Feld (EMF) auf neuropathischen Schmerz in einem Amputationsmodell untersucht werden, da einzelne Studien (Yuh et al. 1992, Formica et al. 2004 und Colip 2013) auf einen Zusammenhang zwischen EMF und neuropathischen Schmerzen hindeuteten.

Hintergrund/weitere Details

Als neuropathische Schmerzen bezeichnet man Schmerzen, die durch eine Läsion des Nervensystems, z.B. bei einer Amputation, entstehen.
Von insgesamt 20 Ratten wurden 16 zufällig ausgewählt und einem chirurgischen Eingriff zur Simulation einer Amputation und zur Erzeugung eines Neuroms (ein Nerven-Knoten, der sich nach dem Durchtrennen des Nervs bei Amputationen bildet) am Hüftnerv unterzogen (TNT-Gruppe). Die verbliebenen Tiere (n=4) erhielten eine Schein-Operation (TNT-Schein-Gruppe). Beide Gruppen wurden anschließend bei dem elektromagnetischen Feld exponiert (Anmerkung EMF-Portal: Es gab keine Kontrollgruppe und es wurden keine statistischen Vergleiche zu einer Kontrollbedingung ohne Exposition durchgeführt).
Nach 4 Wochen Exposition wurden die Tiere aus der TNT-Gruppe zufällig in zwei Untergruppen (jeweils n=8) aufgeteilt: 1) TNT-Neurom-Entfernung und 2) TNT-Schein-Entfernung. Es wurden außerdem noch 8 Wochen alte Neurome (Herkunft nicht genannt) untersucht.
Um zu prüfen, ob die Schmerzreaktion durch thermische Wirkungen ausgelöst wurde, wurden zusätzliche Versuche mit einer Infrarot-Hitzequelle durchgeführt.
Parallel dazu wurden in vitro-Versuche mit Spinal-Ganglion-Neuronen durchgeführt (mit oder ohne TNF-α zur Simulation einer Entzündung), um festzustellen, ob die EMF-Exposition ausreichte, um sensorische Neuronen zu depolarisieren.

Endpunkt

Exposition/Befeldung (teilweise nur auf Englisch)

Exposition Parameter
Exposition 1: 915 MHz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 10 Minuten pro Woche für 8 Wochen in Folge und einmal in der 28. Woche
in vivo-Experimente
Exposition 2: 915 MHz
Expositionsdauer: kontinuierlich für 10 Minuten
in vitro-Experimente

Exposition 1

Hauptcharakteristika
Frequenz 915 MHz
Polarisation
  • zirkular
Expositionsdauer kontinuierlich für 10 Minuten pro Woche für 8 Wochen in Folge und einmal in der 28. Woche
Zusatzinfo in vivo-Experimente
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
  • RF antenna (RFID-900)
Abstand zw. exponiertem Objekt und Expositionsquelle 25,4 cm
Kammer clear acrylic box with ample clearance for air exchange
Aufbau no further specifications
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
Leistungsflussdichte 756 mW/m² Mittelwert über Zeit gemessen - Maximalwert, ± 8,5 mW/m2
SAR 0,36 W/kg - - - auf der Haut-Oberfläche
elektrische Feldstärke 21,5 V/m - gemessen - ± 0,1 V/m

Exposition 2

Hauptcharakteristika
Frequenz 915 MHz
Polarisation
  • zirkular
Expositionsdauer kontinuierlich für 10 Minuten
Zusatzinfo in vitro-Experimente
Expositionsaufbau
Expositionsquelle
  • RF antenna
Kammer glass-bottomed 35 mm culture dishes in incubator with 37°C and 5% CO2
Aufbau antenna was fixed approximately 6 inches above the incubator
Schein-Exposition Eine Schein-Exposition wurde durchgeführt.
Parameter
Messgröße Wert Typ Methode Masse Bemerkungen
Leistungsflussdichte 756 mW/m² Mittelwert über Zeit gemessen - Maximalwert, ± 8,5 mW/m2

Exponiertes System:

Methoden Endpunkt/Messparameter/Methodik

Untersuchtes System:
Untersuchtes Organsystem:
Untersuchungszeitpunkt:
  • vor der Befeldung
  • während der Befeldung
  • nach der Befeldung

Hauptergebnis der Studie (lt. Autor)

Während der EMF-Exposition wurde in der TNT-Gruppe im Vergleich zu der TNT-Schein-Gruppe ab Woche 3 eine signifikant stärkere Schmerz-Reaktion beobachtet, was durch eine Entfernung der Neurom-Knoten nicht verhindert werden konnte. Eine Injektion von Lidocain hob die Schmerzen auf, was auf eine Nerven-vermittelte Schmerz-Reaktion hinwies. Während der Exposition im Vorversuch wurde eine Erhöhung der Haut-Temperatur von 2,1 ± 0.7°C gemessen (Anmerkung EMF-Portal: Die Vergleichbarkeit mit Mobilfunk-Exposition ist fragwürdig).
Eine thermische Exposition führte zu einer Erhöhung der Haut-Temperatur um 4,8 ± 0,4°C und ebenfalls zu einer signifikant stärkeren Schmerzreaktion in der TNT-Gruppe als in der TNT-Schein-Gruppe. Da die Schmerz-Reaktion jedoch geringer als bei der EMF-Exposition ausfiel, deutet dies auf eine thermische Komponente bei EMF-induzierten Schmerzen und zusätzliche Mechanismen hin.
In Neuromen wurde im Vergleich zum kontralateralen gesunden Nerv eine signifikant erhöhte Proteinexpression von TRPV4-Ionenkanälen gefunden. Dies deutet darauf hin, dass die EMF-induzierten Post-Ampuations-Schmerzen durch Aktivierung der TRPV4-Ionenkanäle vermittelt sein könnten.
In den in vitro-Experimenten zeigten exponierte Zellen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höhere Raten an intrazellulären Calcium-Spitzen, was als Hinweis auf eine Wirkung auf die Depolarisation und Aktivierung der Neuronen interpretiert wurde. Die Verabreichung von TNF-α führte zu einem signifikant höheren Prozentsatz an aktivierten Neuronen während der EMF-Exposition, was auf eine Steigerung der Empfindlichkeit von sensorischen Neuronen bei einer EMF-Exposition in Verbindung mit entzündlichen Prozessen hindeutete.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine Exposition von Ratten bei einem 915 MHz elektromagnetischen Feld zu neuropathischen Schmerzen in einem Amputations-Modell beitragen könnte.

Studienmerkmale:

Studie gefördert durch

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