Studienübersichten

Mobilfunk-relevante Arbeiten sind solche mit Mobilfunk-Exposition, d.h.

Bitte beachten Sie, dass eine Publikation mehreren Endpunkten zugeordnet sein kann, d.h. die Summe der Publikationen aus den einzelnen thematischen Punkten und Unterpunkten kann größer als die Gesamtsumme der tatsächlichen Publikationen sein.

Epidemiologische Studien zu Mobilfunk

415 Studien insgesamt
  1. 143 Studien
  2. 136 Studien
  3. 115 Studien
  4. 58 Studien
  5. 20 Studien

Hirntumor 136 Studien insgesamt

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Krebs ist eine der häufigsten Krankheits- und Todesursachen weltweit. Die Ursachen für die Entstehung und Entwicklung von bösartigen Tumoren (Kanzerogenese) sind in einigen Fällen aufgeklärt (z.B. Asbest oder Rauchen bei Lungenkrebs), oft jedoch trotz intensiver Forschung noch nicht gefunden.

Im unteren Bereich des elektromagnetischen Spektrums wurde ein erhöhtes Auftreten von Leukämie im Kindesalter bei 50/60Hz-Magnetfeldern in der Nähe von Hochspannungsfreileitungen von Wertheimer und Leeper (1979) beobachtet. Daraufhin wurden viele weitere Studien in verschiedenen Ländern zur weiteren Untersuchung dieses möglichen Zusammenhangs mit unterschiedlichen Methoden zur Expositionsabschätzung durchgeführt. Insgesamt wurde aus den Ergebnissen der teilweise widersprüchlichen Studien geschlussfolgert, dass ab einer über einen längeren Zeitraum gemittelten Magnetfeld-Exposition von 0,4 Mikrotesla möglicherweise ein doppelt so hohes Risiko für Leukämie im Kindesalter besteht. Dies veranlasste das Internationale Krebsforschungszentrum IARC 2001, niederfrequente Magnetfelder als ein mögliches Karzinogen für Menschen (Gruppe 2B, zu der u.a. Kaffee gehört) einzustufen, obwohl bisher trotz intensiver Forschung kein biologischer Wirkungsmechanismus entdeckt wurde.

Die krebsauslösende Wirkung ionisierender Strahlen wie UV-, Röntgen- und Gammastrahlen, die im oberen Bereich des elektromagnetischen Spektrums angesiedelt sind, wurde in experimentellen und epidemiologischen Studien untersucht und belegt. Basierend auf der Evidenz dieser Ergebnisse wurden ionisierende Strahlen von der IARC als karzinogen für den Menschen in der Gruppe 1 eingestuft.

Diese noch nicht abgeklärten Wirkungen und Wirkungsmechanismen niederfrequenter Magnetfelder sowie die exponentielle Zunahme der Mobiltelefone in den vergangenen 15 Jahren führten zur Untersuchung der möglichen Auswirkungen von den in der Mobilkommunikation verwendeten Wellen im mittleren Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Wenn die Nutzung eines Mobiltelefons das Risiko für Krebs erhöhen würde, dann wäre weltweit eine große Anzahl von Menschen betroffen. Deshalb wurde eine Reihe von Studien durchgeführt:

Da man das Mobiltelefon während des Telefonierens an das Ohr hält und somit dieser Bereich des Kopfes am stärksten exponiert ist, werden vor allem Hirntumore der benachbarten Gewebe untersucht. Diese sind das Gliom, Meningiom und Akustikusneurinom. 1999 wurde zur Untersuchung dieser Tumoren die Interphone-Studie von dem Internationalen Krebsforschungszentrum (IARC) initiiert. In Deutschland, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Frankreich, Italien, Großbritannien, Israel, Australien, Neuseeland, Japan und Kanada wurden Fall-Kontroll-Studien zu den relativ selten auftretenden Hirntumoren mit einem einheitlichen Studienprotokoll durchgeführt, um insgesamt höhere Fallzahlen zu erreichen und die Ergebnisse aus allen Ländern gemeinsam auszuwerten.

Bei der Fragestellung zu neurodegenerativen Erkrankungen und einer beruflichen Exposition bei niederfrequenten Magnetfeldern treten verschiedene methodische Probleme bei der Durchführung epidemiologischer Studien auf. Zum einen gibt es für diese Erkrankungen – anders als bei Krebs – keine zentrale Registrierung. Deshalb wird in diesen Studien häufig auf die Angaben in den Sterbeurkunden zurückgegriffen, die nicht so zuverlässig wie Angaben zu Patienten in einem speziellen Register sind (WHO, 2007). Zudem wird in einem Teil der Studien bei der Expositionsabschätzung die Einordnung in Elektroberufe aufgrund der Berufsbezeichnung durchgeführt und ist daher nicht sehr genau. In späteren Studien wurde die Expositionsabschätzung durch die Verwendung einer Job-Exposure-Matrix verbessert, die auf Messungen der magnetischen Flussdichten am Arbeitsplatz in unterschiedlichen Berufen basiert (z.B. Theriault et al (1994), Floderus et al (1996) und Bowman et al (2007)).

Als möglicher Confounder werden Stromschläge in Untersuchungen zu Elektroberufen diskutiert (Kheifets et al, 2009). Ob die untersuchten Personen während ihrer Arbeit zusätzlich Stromschläge erlitten hatten, wurde bisher nur in wenigen Studien zur Exposition bei Magnetfeldern und neurodegenerativen Erkrankungen berücksichtigt. Weitere nicht berücksichtigte Einflüsse (Confounder) in den epidemiologischen Studien könnten die Wirkungen von Chemikalien am Arbeitsplatz sein.

Das Auftreten von Hirntumoren ist relativ selten mit einem Anteil von 2 % an allen Krebsarten. 3 - 5 Personen pro 100 000 erkranken jährlich neu an einem Hirntumor. Zur Bestimmung der Exposition stehen anders als bei medizinisch/biologischen Studien keine Messwerte unter genau definierten Versuchsbedingungen zur Verfügung. Das Ausmaß der Exposition des einzelnen Menschen wird retrospektiv durch Befragung über die Telefoniergewohnheiten ermittelt. Dabei kann es bei erkrankten Personen aufgrund eines durch den Hirntumor beeinträchtigten Erinnerungsvermögens und des Grübelns über die Krankheitsursache zu einer Überschätzung der Anzahl und der Dauer der Telefonate im Vergleich zu gesunden Personen kommen (Recall-Bias). Die Latenzzeit für Hirntumore, d.h. bis zum Auftreten von Symptomen ist meist länger als der untersuchte Zeitraum der Mobiltelefon-Nutzung, der nur in wenigen Fällen mehr als 10 Jahre beträgt. Das bedeutet, dass über die Langzeitwirkung von Mobiltelefonen auf die Entwicklung von Hirntumoren noch keine Aussage gemacht werden kann.

Die Ergebnisse aus einigen, an der Interphone-Studie beteiligten Ländern wurden bereits publiziert. Die abschließende Auswertung mit den Ergebnissen aus allen Ländern steht noch aus. Bei den bisher publizierten Teilergebnissen wurde kein Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Hirntumoren und der Nutzungsdauer eines Mobiltelefons unter 10 Jahren beobachtet. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu Studien der schwedischen Forschergruppe von Hardell et al. Für einen längeren Nutzungszeitraum steht noch eine Auswertung aus, allerdings ist die Anzahl der Langzeitnutzer in der Interphone-Studie gering, so dass dazu keine eindeutige Aussage gemacht werden kann.

In der CEFALO-Studie wird untersucht, ob die Nutzung von Mobiltelefonen das Risiko der Entwicklung eines Hirntumors bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 7-19 Jahren erhöht. Dazu wurden Fall-Kontroll-Studien in Dänemark, Schweden, Norwegen und der Schweiz nach einheitlichem Studienprotokoll zwischen den Jahren 2004 bis 2008 durchgeführt. Die Ergebnisse werden bald nach der Auswertung veröffentlicht werden.

Zur weiteren Untersuchung wurde eine internationale Kohortenstudie (International cohort study of mobile phone use and health (COSMOS)) im Jahr 2008 initiiert, um die möglichen gesundheitlichen Wirkungen bei Langzeitmobiltelefon-Nutzern zu untersuchen. An der Studie beteiligen sich die 5 europäischen Länder Großbritannien, Dänemark, Schweden, Finnland und die Niederlande. Deutschland nimmt an der Studie nicht teil, da Kosten und Zeitaufwand zu hoch wären, um genügend Teilnehmer zu akquirieren (Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm, Machbarkeitsstudie, 2005).

Die internationale multizentrische MOBI-KIDS-Studie wurde 2009 initiiert, um den Zusammenhang zwischen Kommunikationstechnologien einschließlich Mobiltelefonen und Hirntumoren bei jungen Menschen zu untersuchen. In einem Studienzeitraum von 5 Jahren werden etwa 2000 jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren mit Hirntumor und eine gleiche Anzahl von jungen Menschen ohne Hirntumor zur Studienteilnahme eingeladen. Forschergruppen aus folgenden Ländern beteiligen sich von Beginn an: Australien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien, Kanada, Neuseeland, die Niederlanden, Österreich, Spanien und Taiwan.